In eine Ecke gestellt werden
Als die Ereignisse aufflogen und meine Tante und Onkel mir das Leben retteten, kam auch meine andere Tante gleich mit der Argumentation dass ich ja in kürze diese Wohnung verlassen müsste und ich ja auf jeden Fall eine kleinere Wohnung suchen müsste. Im gleichen Augenblick entgegnete ich ihr „dass das noch gar nicht ansteht und wir doch noch damit warten könnten”. Daraufhin sie „Du hast viel zu viel und ich muss mit weniger auskommen.“ Wofür schafft man sich Dinge im Leben an, weil man sich besser fühlen möchte? Mein Betreuer hat es ja hinbekommen und ich wohne bis heute in dieser Wohnung. Oder ist es die Angst, dass ein vermeintlich schwaches Glied der Gesellschaft positiver denkt als man selber?
Werkstatt für Behinderte
Seit 1. Dezember 2018 bin ich nun Erwerbsminderungsrente. Da ich mir mit meinen monatlichen Einnahmen wenig leisten kann, bin ich überwiegend zu Hause. Trotz meines großen Bekanntenkreises bin ich sehr viel alleine. Mein Betreuer hat jetzt erreicht, dass ich wieder in der Nordeifelwerkstatt in Zülpich-Ülpenich, einem Betrieb für behinderte Menschen, arbeiten kann. Obwohl das einige Menschen in meinem Umfeld dies nicht nachvollziehen können, sieht sich keiner in der Lage, mit meinem Betreuer zu sprechen, dem inbegriffen ist auch der Pflegedienst. Habe mich auch gegenüber meinem Betreuer letztendlich entschuldigt und bin zum Entschluss gekommen, dass es keinen Sinn macht sich zu wehren. Ich schade mir nur selber damit und keinen interessiert es offensichtlich. Eigentlich müsste ich heulen über diesen Zustand, aber es ist wohl gesellschaftlich so gewollt. Ich habe fast 27 Jahre in einem normalen Betrieb arbeiten dürfen und somit aus der Schublade sein dürfen, in der ich eigentlich reingehöre. Was ist Eingliederung? Was ist Integration? Warum wird alles immer separat betrachtet und in Schubladen gepackt. Wann lernen wir endlich mal die Zwischenböden der einzelnen Schubladen zu entfernen und es zusammen zu betrachten? Tut mir leid, aber ich verstehe es nicht liebe Gesellschaft!
Meine Reise nach Hamburg
September 2018 bin ich mit meinem Liegedreigrad alleine von Euskirchen nach Hamburg gefahren. Als Schwerbehinderter darf man mit Regionalbahnen durch ganz Deutschland fahren. Die Deutsche Bahn unterhält sogar extra dafür eine eigene Hotline, bei der man die Fahrt mindestens 1 Woche vor Antritt der Fahrt anmelden muss. Am Startbahnhof muss man am Fahrkartenschalter Bescheid geben und dann wird einem von einem Mitarbeiter der Deutschen Bahn bei jedem Umsteigebahnhof geholfen. Ein Vorteil bei so einem Service ist, dass man mit Sicherheit den Anschlusszug bekommt und sicher in den Zug kommt.
Äußerliche Veränderung
Seit dem 1. August 2018 habe ich Dreadlocks, da ich mich so noch wohler fühle. Einige Menschen, die mich oberflächlich kennen, haben schon Kommentare losgelassen, als ob ich ein Verbrechen begangen hätte. Haben diese Menschen gar kein verlangen, sich mal zu verändern? Muss an ihnen immer alles gleich sein und auch in ihrem Umfeld? Tut mir furchtbar leid, aber das kann ich einfach nicht nachvollziehen. Füge ich irgendeiner Person mit meiner Veränderung schaden zu?